Schlangen faszinieren und erschrecken viele Menschen gleichermaßen. Entwicklungsgeschichtlich sind diese Wesen sehr alt – und sehr lange auf diesem Planten. Sie haben bis dato nahezu alle Lebensräume der Welt erobert, nicht zuletzt weil sie sich auf verschiedene Formen der Anpassung verstehen und eine ganze Reihe besonderer Sinnesorgane ihr eigen nennen. Die faszinierenden Kreaturen haben die Voraussetzungen für eine weltweite Verbreitung von Reptilien geschaffen. Warum sehen viele Leute diese Tiere mit Skepsis? Möglicherweise liegt dies an ihren besonderen Fähigkeiten. Unheimlich, eklig oder auch heimtückisch sind sie allerdings nicht.
Feinsinnige Schlange
Haben diese Wesen übernatürliche Kräfte? Manchmal erscheint es so. Auch wenn keine äußeren Ohren vorhanden sind, kann eine Schlange ein Beutetier sozusagen über mehrere Kilometer Entfernung hören, wenn sie den Kopf auf den Boden legt. Wie das funktionieren kann? Die Bewegungen des potenziellen Beutetieres erzeugen Schallwellen, die die Schlange via Unterkiefer wahrnimmt. Die Vibrationen werden im Innenohr in Nervenimpulse „übersetzt“ und dann an das Gehirn weitergeleitet. Die „züngelnde“ Schlange mit ihrer typischen, gespaltenen Zunge kann Duftmoleküle aus der Luft einfangen und zum Riechorgan im Gaumen. Das so genannte Jacobsonschen Organ funktioniert auf faszinierende Weise und dient nicht nur zum Erschnuppern der Opfer, sondern auch der Partnersuche. Schlangen nehmen nämlich Sexualhormone über den Geruchssinn wahr.
Es gibt Arten, die zusätzlich auch Infrarotrezeptoren am Kopf haben. Sie können so kleinste Temperaturunterschiede wahrnehmen, was warmblütigen Beutetieren wie etwa Nagern zum Verhängnis werden kann. Der Wärmesinn ermöglicht es der Schlange, Beute selbst bei völliger Dunkelheit punktgenau aufzuspüren und dann zu attackieren und töten.
Neben der ungewöhnlichen Tatsache, dass Schlangen mit ihrer Zunge riechen, fressen sie ihre Beute mit Haut und Haaren. Sie würgen ihre Beute unzerteilt im Ganzen herunter. Manche Exemplare verputzen Tiere in der Größe von Kängurus oder Wildschweinen – selbst Menschen werden ab und an verputzt. Zu diesem Behufe kann der Unterkiefer ausgehängt werden. Diese Mahlzeit kann für mehrere Wochen reichen.
Heimische Schlangenarten
In der Bundesrepublik schlängeln sich eher kleinere und harmloserer Exemplare durch die Fauna. Hier findet man heute noch sechs verschiedene Arten – leider sind die meisten von ihnen aktuell in ihrem Bestand bedroht. Das liegt an Flurbereinigungen, aufgeforsteten Wäldern und auch verschmutzten Gewässern. All diese Faktoren beschränken den Lebensraum auf wenige Gegenden. Diese konzentrieren sich vor allem in Süddeutschland.
Derzeit noch anzutreffen sind jedenfalls: Kreuzotter (Vipera berus), Aspisviper (Vipera aspis), Äskulapnatter (Elaphe longissima), Würfelnatter (Natrix tessellata), Ringelnatter (Natrix natrix) und Glatt- oder Schlingnatter (Coronella austriaca). Übrigens: Fast alle Schlangen töten ihre Beute, bevor sie sie verschlingen. Die meisten – auch kleinere Schlangen – benutzen meist der Würgetechnik, auch alle bei uns heimischen Nattern wie Ringel-, Schling-, Würfel- und Äskulapnatter.
Die Kreuzotter
Die sehr scheuen giftigen Vertreter aus der Familie der Vipern sind selten tödlich für Zweibeiner, trotzdem sollte man einen Kontakt meiden. Ihr Gift ähnelt Verdauungsenzymen und beschädigt Organe und Gewebe bzw. sorgt für Blutgerinnung des Opfers. Kreuzottern gebären lebend und werden bis 80 Zentimeter lang. Man findet sie in weiten Teilen Süddeutschlands und auch im Norden. Erkennbar sind sie meist an einer schwarzen oder braunen Zickzack-Musterung auf dem Rücken, im Biotop findet man aber auch vollständig schwarze Tiere.
Die Aspisviper
Auch wenn ihr Gift ein wenig stärker als das der Kreuzotter ist, ist der Biss der stark bedrohten, lebendgebärenden Reptilien für einen fitten Menschen nicht tödlich. Die Aspisviper liebt die Wärme und bewohnt hierzulande nur noch vereinzelt den Südschwarzwald. Sie kann mehr als zwanzig Jahre alt werden und eine Länge von 70 Zentimeter erreichen. Charakteristisch sind der dreieckige Kopf und die nach oben aufgeworfenen Schnauze zu erkennen.
Die Äskulapnatter
Das ungiftige Wappentier der Ärzte und Apotheker wird bis zu 1,6 Meter lang und klettert bei der Jagd auf Bäume. Die grünlich oder in anderen Schattierungen schillernde Würgeschlange legt bis zu acht Eier, aus denen nach 60 Tagen der Nachwuchs schlüpft. Bis zu 30 Jahre können sie alt werden.
Die Würfelnatter
Den ungiftigen Wasserschlagen macht die Umweltverschmutzung schwer zu schaffen, so sind bedroht. Nur in Rheinland-Pfalz findet man drei Restpopulationen an Mosel, Nahe und Lahn. Sie sind zur Eiablage auf Schwemmgut und eine intakte Uferböschung angewiesen, die immer seltener werden. Die flinken Schwimmer und guten Taucher erlegen ihre Beute wie Fische und Amphibien meist unter Wasser. Das gräulich oder bräunlich-schwarze Tier erkennt man am Würfelmuster auf dem Rücken.
Schon gewusst?
Viele denken, dass die bei uns beheimateten Blindschleichen zu den Schlangenarten gehören. Das ist jedoch nicht so. Vielmehr zählen Blindschleichen zu den Echsenarten innerhalb der Familie der Schleichen (Anguidae).
Die Ringelnatter
Die scheuen semiaquatischen Reptilien leben sowohl im Wasser als auch an Land. Bei Gefahr versprühen sie eine übel riechende Flüssigkeit – oder stellen sich tot- Trotz guter Schwimmfähigkeiten jagen sie meist an Land, und zwar Kröten, Salamander, Molche oder Fische. Diese werden bei lebendigem Leib verzehrt. Auch diese Art ist, wenn auch noch eher häufig anzutreffen, bedroht und im Bestand bereits bedenklich verringert.
Die Glatt- oder Schlingnatter
Deutlich seltener und gefährdeter als Ringelnattern, erreichen diese Tiere eine Länge von 70 Zentimetern – damit sind sie die kleinste heimische Schlangenart. Erkennbar am gefleckten grauen Rücken, der aber auch zu Verwechslungen mit der Kreuzotter führen kann. Runden Pupillen gelten als eindeutiges Merkmal. Die ungiftige Schlingnatter ist lebendgebärend und bringt jährlich bis zu 15 Junge zur Welt. Sie fressen Eidechsen und Blindschleichen oder andere junge Schlangen, nachdem sie sie erdrosselt haben.
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