Der Breitschnauzenkaiman (auch: Caiman latirostris) gehört zur Großfamilie der Alligatoren und innerhalb dieser zur Gattung der Echten Kaimane. Im englischen Sprachraum ist dieser Kaiman auch unter dem Namen Broad-Snouted Caiman bekannt. Seine Heimat sind die tropischen und subtropischen Gewässer Südamerikas, vorzugsweise in langsam fließenden Flüssen mit einem sehr schlammigen Untergrund und starker Bewachsung des Ufers.
Verbreitung
Das Hauptverbreitungsgebiet dieser Kaimanart sind die flachen Süßwassersümpfe und die Mangrovenwälder sowie Seen und Flüsse an der Ostküste von Südamerika. Die größten Populationen finden sich im Streifen von Rio Grande do Norte in Brasilien bis ins südliche Uruguay. Weitere Populationen des Caiman latirostris kommen im Becken von Sao Francisco und Parana sowie bei Riio Doce und im Grenzgebiet von Brasilien zu Argentinien vor. Weitere Populationen gibt es im Norden von Argentinien und in Ost-Bolivien sowie im Südosten und im Osten von Brasilien und im Osten von Paraguay.
Allgemeine Beschreibung Aussehen
Ein Breitschnauzenkaiman kann bis zu 350 cm lang werden. Weibchen sind in der Regel kleiner. Sie erreichen nur eine Größe von maximal 220 cm. Männchen haben zudem einen breiteren Schwanz und Kopf. Charakteristisch ist der gräulich bis olivbraun gefärbte Panzer mit den Querbändern, die sich bis zu den Flanken erstrecken. Die Färbung und die Querbänder sind gleichmäßig. Ebenfalls mit Querbändern versehen ist der Schwanz. Einige Exemplare haben auch am Bauch eine gelbliche Färbung. Dies ist vor allem bei den jüngern Kaimanen der Fall. Mit den Jahren werden diese Stellen auch dunkler bzw. ebenfalls gräulich.
Seine hellbraunen hoch liegenden und mittig befindenden Augen und die Schnauzenspitze, die deutlich abgerundet und stumpf ist und auf der sich die Nasenöffnungen befinden sind weitere charakteristische Merkmale von diesem Kaiman. An den Kiefern weist die Schnauze eine dunkle Zeichnung auf. Was den Caiman latirostris so urig macht sind die sich oberhalb der Augen befindlichen Verlängerungen, die wie kleine Hörner aussehen, die bei den einzelnen Kaimanen dieser Art unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Bei einigen gehen diese Verlängerungen gleich hinter dem Kopf in große Nackenschuppen über. Vom allgemeinen Körperbau her ähnelt der Caiman latirostris den Echten Krokodilen.
Typische Charakterzüge
Wie alle anderen Kaimanarten auch, gilt der Breitschnauzenkaiman als sehr angriffslustig und aggressiv. Doch nur so kann sich der im Vergleich zu anderen Lebewesen kleine Kaiman auch durchsetzen, jagen und damit überleben! Kaimane gelten allgemein als sehr intelligent. Auch der Caiman latirostris hat nur ein kleines, dafür aber hochentwickeltes Gehirn. Der Caiman latirostris ist ein ausgezeichneter Jäger und Beobachter. Auf die Jagd gehen die Tiere am Tag über, und zwar einzeln. Über das Sozialleben des Caiman latirostris ist nur wenig bekannt und erforscht. Wie andere Kaimanarten auch legen sich die Vertreter dieser Kaimanart aber auch gerne zum Sonnen auf einen Stein. Der Caiman latirostris lebt in kleinen Gruppen, die straff von einer Hierarchie geprägt sind. Ältere männliche Tiere genießen hier einige Privilegien, insbesondere bei der Fortpflanzung. Die Weibchen müssen sich in dieser Hierarchie unterordnen. Das durchschnittliche Lebensalter von einem Kaiman liegt dabei bei einem durchschnittlichen Alter von 70 Jahren. Dann erreichen die Männchen auch ihr höchstens Furchtbarkeits- bzw. Potenzstadium.
Die Fortpflanzung
Die Geschlechtsreife von einem Breitschnauzenkaiman ist bei den Kaimanen abhängig von der Körperlänge. Diese setzt ein, wenn das Weibchen 140 bis 150 cm groß ist. Männchen dieser Kaimanart müssen ca. 160 cm lang sein. Ausgewachsen ist ein Kaiman mit 5 bis 6 Jahren. In den Monaten Juli bis August findet bei den Kaimanen die Eiablage statt. Die Weibchen dieser Kaimanart legen zwischen 20 und 60 Eiern in ein Hügelnest. Dieses besteht aus Schlamm und Pflanzenteilen. Diese Hügelnester findet man meist auf kleinen Inselchen mitten im Sumpf, See, Teich oder Fluss. Während der Regenzeit sind die Eier in den Hügelnestern gut geschützt. Über das Geschlecht der Jungtiere bestimmt die Temperatur. Liegt diese zwischen 28 und 30 °C, schlüpfen weibliche Nachkommen. Männliche Nachkommen schlüpfen, wenn durch die Kompostierung des Nestmaterials eine Wärme zwischen 31 und 33 °C entsteht, schlüpfen männliche Nachkommen. Der Zeitraum, bis die Jungen schlüpfen, liegt zwischen 70 bis 80 Tagen. In dieser Zeit weich das Weibchen kaum vom Nest weg und verteidigt es gegen Angreifer aggressiv. Kurz bevor die Jungen schlüpfen öffnet das Weibchen das Hügelnest und hilft den Jungtieren beim Schlüpfen. Diese haben eine bräunliche oder gelbliche Färbung, die von dunklen Querbändern unterbrochen wird. Die Jungtiere bleiben nach dem Schlüpfen lange Zeit in der Nähe des Muttertiers und werden von ihr verteidigt und beschützt. Der größte Feind von Jungkaimanen sind Schlangen und auch die Schienenechse (Tejus) ist eine große Gefahr. Die Jungkaimane gelten auch noch bei anderen Tieren als kleiner „Happen“, denn am ersten Lebenstag haben sie gerade einmal ein Gewicht von 40 Gramm und eine Länge von 24 cm. Doch auch die männlichen Kaimane dieser Art kümmern sich nach dem Schlüpfen um die Jungen. Jedenfalls was diesen Bereich des Soziallebens angeht, konnten Forscher entdecken, dass dieses offenbar sehr ausgeprägt sein muss.
Perfekter Organismus, der sich überall anpassen kann
Kaimane, die mit den Alligatoren verwandt sind, deren Vorfahren wiederum die Erde schon bevölkerten, als es Menschen noch lange nicht gab und die Dinosaurier überlebten, verfügen auch heute noch über einen perfekten Organismus, der sehr anpassungsfähig ist. Auch der Breitschnauzenkaiman ist ein Hungerkünstler, das heißt er kann auch Monate ohne Nahrung auskommen. Dann greift der Organismus nämlich auf die abgelagerten Reserven zurück, die aus der „fetten Periode“ stammen. Dieser besondere Organismus ist es letztlich gewesen in der Vergangenheit, dass die Tiere auch schlimme Naturkatastrophen und die Spezies an sich Jahrmillionen überlebte hat, während andere Tierarten ausgerottet haben in dieser Zeit, wo es auf der Erde kaum Nahrung. Während der Breitschnauzenkaiman in seinem Lebensraum – dem Wasser – recht schnell und wendig ist, bewegt er sich an Land eher langsam, kann aber auch wenn er auf Beutezug ist blitzschnell zuschlagen.
Was wird gefressen?
Die Jungtiere ernähren sich in der ersten Zeit überwiegend von Weichtieren, Krustentieren, aber auch von Insekten und kleineren Fischen. Ein erwachsener Breitschnauzenkaiman ernährt sich indes von allem, was ihm über den Weg läuft und er in der Lage ist zu überwältigen und zu töten. Dies fängt bei kleinen oder größeren Insekten und Muscheln an und reicht von Fischen und Vögeln und kleineren Säugetieren bis zu Amphibien und Reptilien bis zu schon etwas größeren Säugetieren. Doch auch Aas fressen diese Kaimane, wobei sie vorzugsweise selbst auf die Jagd gehen. Doch gerade in Hungerzeiten fressen sie durchaus auch Aas.
Wie wird gefressen
Ein ausgewachsener Breitschnauzenkaiman ist in der Lage eine ganze Schildkröte inklusive Panzer zu verschlingen. Im Magen wird alles verdaut, da sich darin extrem wirksame Magensäure befindet. Die Nahrung wird dabei von einem muskulösen Mahlmechanismus für die Verdauung vorbereitet. Dabei wird 60 Prozent von allem, was ein Caiman latirostris frisst, in Körperfett umgewandelt – für schlechte Zeiten, also für mögliche Hungerperioden.
Tierschutz
Wegen seiner gleichmäßigen Färbung und den schönen Querbändern wurde der Breitschnauzenkaiman vom Menschen durch Bejagung fast an den Rand der Ausrottung gebracht. In den 1970er und 1980er Jahren waren Echt-Leder-Schuhe und -Handtaschen der absolute Modeschrei. Heute steht diese Kaimanart unter Artenschutz. Das heißt die Einfuhr und Ausfuhr von diesen Tieren in die aus der Europäischen Union sind streng geregelt und limitiert. Dies gilt natürlich auch für Käufe durch Zoos, die in ihrer Reptilienabteilung den Menschen diese Tiere nahe bringen und zeigen möchten. Aufgrund der Gefährdung seines Lebensraumes steht der Caiman latirostris aber auch der Liste der Gefährdeten Tierarten.
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